Station 9
Ehemalige Oberförsterei
Die ehemalige Oberförsterei ist das älteste noch existierende Haus in Feudingen. Das genaue Alter ist aus den übermittelten Schriften nicht mehr zu bestimmen. Erst mit den Salbucheinträgen (1) aus der Zeit von 1570/80 können Angaben zur Entwicklung der Gemeinde und der Besitzverhältnisse der Häuser und Grundstücke abgeleitet werden. Überlieferte Schriften vor 1600 liegen nur sporadisch vor und lassen keine verlässlichen Rückschlüsse zu.
Die Oberförsterei war bis 1868 zweigeteilt, d. h. es existierte ein Wohnbereich mit Stallungen und die eigentliche Oberförsterei.
Bis 1899 wurde die Oberförsterei zur Aufbewahrung des Jagdzeugs benutzt. Dieser Aufgabe musste nach der Forst-, Jagd- und Fischereiordnung größte Sorgfalt gewidmet werden.
Das Wohnhaus mit seinen Stallungen diente durchgängig von 1570/80 bis in die 1990er Jahre der landwirtschaftlichen Nutzung. In dem Zeitraum von 1584 bis 1644 befand sich zusätzlich noch ein Ausschank in dem Gebäude. In den folgenden Jahren von 1644 bis 1711 hat das Haus mit seinen Grundstücken verödet gelegen.
Am 15.08.1741 ereignete sich in Feudingen eine schreckliche Brandkatastrophe. Ein Tornado richtete erhebliche Schäden im Dorf an. Dabei entstand ein Feuer, das sich über das ganze Dorf verbreitete. Nur 5 Häuser und 1 Scheune entkamen der Katastrophe, dazu zählte die alte Oberförsterei. Durch die Nähe zur Lahn konnte das Abbrennen verhindert werden.
Das Schreckenmeteor vom Jahre 1741 und seine traurigen Folgen für das Dorf Feudingen
Um 1908 erwarb Heinrich Schmidt das Anwesen. Er richtete eine Stellmacherei(2) in der Oberförsterei ein und betrieb diese bis zum Beginn des 2 Weltkrieges. Sein Sohn Willi (Wähner Willi) führte nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft die Geschäfte der Stellmacherei im Nebenerwerb bis zur endgültigen Schließung (1989) weiter.
Quellen:
- Feudingen 1218-1968, Ein Wittgensteiner Dorfbuch
- Kulturgut Jagd, Erhard Ueckermann
- Werner Schneider und Herbert Sonneborn
- Rentkammer Wittgenstein
Definitionen:
- Salbuch ist im Mittelalter ein Güterverzeichnis (Urbar).
- Die Stellmacherei (auch Wagnerei) ist die Werkstatt eines Handwerkers, der Räder, Wagen und andere landwirtschaftliche Geräte aus Holz herstellt.