Freibad Feudingen

Station 11

Freibad Feudingen

Entstehung und Entwicklung

  • Bau der Badeanstalt von 1932-33
  • Neubau Freibad 1964-66
  • Einrichtungen: 
    3-m-Sprungturm
    1-m-Sprungturm/-brett
    Edelstahl-Planschbecken
    Edelstahl-Breitwellenwasserrutsche
    behindertengerechte sanitäre Anlagen
    Kiosk

Noch bis 1930 schlängelte sich das Wasser der Lahn ab dem Kalterbach quer über die Flächen der heutigen Volkshalle, des Bolzplatzes und Freibades hin zur Au. Bei Überschwemmungen stand das gesamte Gebiet entlang der jetzigen Straße Auf den Weiherhöfen bis hinunter zum Großen Hof unter Wasser. Nach Eindeichung der Lahn an den Stehdenrain erwarb die Gemeinde die damals meist als Garten oder Bleichplatz genutzten Parzellen unter zum Teil sehr schwierigen Verhandlungen für Quadratmeterpreise von bis zu 25 Reichsmark.

Danach konnte man im Rahmen der damaligen „Notstandsarbeiten“ (wodurch u.a. auch der Weidelbacher Weiher entstand) mit dem Bau der Badeanstalt beginnen. Es entstanden ein 50 x 18-Meter-Becken mit Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich, Innenböschungen mit Rasen, verschiedene Sprungtürme, Umkleideräume/-kabinen und pflanzliche Anlagen. Mit dem Gesamtprojekt war Feudingen für den Kreis Wittgenstein bahnbrechend.

Leider stellte sich entgegen den Erwartungen schon bald heraus, dass entsprechende öffentliche Einrichtungen nicht zuletzt wegen ihrer hohen Unterhaltungskosten dauerhaft Zuschussobjekte sind. Nach Kriegsende waren umfangreiche Erneuerungen erforderlich. Das aus der Lahn zulaufende Wasser war inzwischen stark verschmutzt, der neu an den Beckenwänden aufgetragene Bitumenbelag wurde brüchig, Schulsport fand nicht mehr statt, andernorts auftretende Kinderlähmung und hygienische Umstände führten letztlich zur behördlichen Schließung des Bades.

Nach jahrelangem Verfall bot die Anlage schließlich ein verwahrlostes Gesamtbild. Der Umstand, dass Feudingen als eine der ersten Gemeinden Wittgensteins über eine derartige Sportanlage verfügt hatte, war 1964 letztendlich für die Gemeinde gleichsam Verpflichtung, wieder beispielhaft ein neues Freibad entstehen zu lassen. Nach Klärung der Standortfrage musste die Entscheidung für den Bau einer 25-m-Bahn fallen, da für ein größeres Schwimmbecken in einem Einzugsgebiet mit 5.000 Einwohnern keine öffentlichen Zuschüsse geflossen wären. Heimische Firmen führten alle Arbeiten zur vollsten Zufriedenheit aus und bewiesen ihre Qualität, womit sie anfängliche Bedenken der Planer gegen ihre Fähigkeiten zunichtemachten. Die Kosten für das  Großprojekt betrugen am Ende die für hiesige Verhältnisse hohe Summe von 635.000 DM. Mit der Einweihung im Juni 1966 verstummte jegliche Kritik am Neubau, stellte er doch wiederum ein Vorzeigeprojekt im ganzen Kreisgebiet dar. Anfängliche Besucherströme von bis zu 1.000 Personen an Spitzentagen rechtfertigten alle Maßnahmen. 1972 ließ die Gemeinde für rd. 59.000 DM eine Wasser-Erwärmungsanlage einbauen.

Wie in fast allen öffentlichen Freibädern Deutschlands, zwangen finanzielle Nöte zum bewussten Verzicht auf notwendige Erneuerungen und Sanierungen in und an der Anlage. Neue restriktive gesetzliche Vorschriften zu Sicherheit, Technik, Hygiene etc. kamen hinzu. Um einer Bad-Schließung durch die Stadt zu entgehen, gründete sich 1995 der Arbeitskreis Freibad. Daneben lief eine örtliche Unterschriftenaktion mit großer Beteiligung für den Erhalt des Freibades.

Der Arbeitskreis übernahm kleinere bauliche Renovierungen, die Pflege der Außenanlagen und sorgte für die Installation einer Solar-Absorberanlage zur Beckenwassererwärmung, was dauerhaft sämtliche Heizkosten ersparte. Im Jahre 2000 war für einen besseren Wasseraustausch im Becken eine neue Schwallwasseranlage rund um das Becken erforderlich, wobei die Arbeitskreis-Helfer u.a. sämtliche Erd- und Pflasterarbeiten durchführten. 2001 trug der Arbeitskreis mit 30.000 DM aus Spendengeldern dazu bei, dass die Errichtung eines neuen Planschbeckens aus Edelstahl für 80.000 DM möglich war.

Um eigene Finanzmittel durch Spenden und Teilnahme an Dorffesten etc. generieren zu können, erfolgte 2003 die Gründung des „Förderverein Freibad Feudingen“. Dessen Einsatz für den Erhalt des Bades bedeutete fortan eine erhebliche finanzielle Entlastung des städtischen Haushaltes in der Bad-Unterhaltung. Größere Maßnahmen des Vereins waren bis heute:

Komplette Pflasterungen im Innen- und Außenbereich, Fassadenerneuerungen, neue Einfriedungen mit Eingangstor, Installation zeitgemäßer, behindertengerechter Sanitäranlagen; Bau einer Edelstahl-Breitwellenwasserrutsche für 25.000 Euro allein aus Vereinsmitteln. In 2015 war für den Weiterbetrieb des Bades der 39-jährige Becken-Wasserfilter zu ersetzen; an den Kosten in Höhe von 75.000 Euro beteiligte sich der Verein mit 40.000 Euro. Die Gesamtinvestitionen des Vereins im Freibad betragen ca. 120.000 Euro.

In 2006 und 2016 trafen Stadt und Verein jeweils 10 Jahre bindende vertragliche Regelungen zur Unterhaltung und Weiterführung des Freibades, u.a. trägt der Verein Teilkosten der Schwimmaufsicht. Seit 2016 führt ein erheblich verjüngter Vorstand den Verein.

Das Freibad Feudingen neben Volkshalle und Bolzplatz im Ortskern gelegen, stellt mit altem Baumbestand und gepflegten Anlagen ein Kleinod dar und ist während der Sommermonate im Dorf für Jung und Alt eine Stätte der Begegnung, was nicht nur bei Veranstaltungen wie dem „Nachtschwimmen“ immer wieder deutlich wird.

Wilhelm Menn

Quellen:  Dorfbuch Feudingen 1218-1268, Seite 234 ff. und  http://freibad-feudingen.de/

Zurück zur Station 11